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Gereift und veredelt

Das Weingut Gaja in Barbaresco

Gereift und veredelt
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Gereift und veredelt

Der Name Gaja ist ein geradezu mythischer im italienischen Weinbau. Mit ihren gefeierten Weinen hat die Familie um Patron Angelo Gaja nicht nur die Weinkultur in Italien geprägt. Ausgangspunkt ist ein kleiner Ort im Piemont namens Barbaresco.

Das Weingut Gaja in Barbaresco wurde im Jahre 1859 von Giovanni Gaja gegründet, seit 1961 wird es in vierter Generation von Angelo Gaja geführt: „Meine Familie macht Wein und strebt nach Exzellenz seit über 150 Jahren. Ich möchte nicht, dass irgendetwas, was wir machen, als ‚gewöhnlich‘ angesehen wird!“ In puncto Qualitätsansprüche geht der italienische Winzer also keine Kompromisse ein. Da kommt es schon mal vor, dass er sich weigert, das gekelterte Ergebnis des 1984er-Barbaresco (der traditionelle Wein des Weinguts) mit dem Gaja-Etikett zu versehen. Stattdessen wurde der Wein deklassiert und als anonyme Fassware abverkauft: „Er war nicht gut genug für das Prestige von Gaja.“

LEIDENSCHAFT OHNE KOMPROMISS

Dieses Eintreten für kompromisslose Qualität ist Teil des Erfolgsrezeptes und wird weltweit anerkannt. Im Laufe der Jahrzehnte schuf man sich mit dieser Herangehensweise eine erfolgreiche Marke, die zu den bekanntesten internationalen Weingütern gehört und vielfach prämiert wurde. Auch Angelo Gaja selbst erhielt die höchste Auszeichnung „Tre Bicchieri“ von Gambero Rosso so oft wie kein anderer Winzer. Was einen guten Wein ausmacht, lernte er in seiner über 50-jährigen Karriere aus Studium, Weinbau und Erkundungsreisen. Was sein Erfolgsgeheimnis aus – zeichnet, sind seine Hartnäckigkeit, Willenskraft und Intelligenz. Bei der Weiterentwicklung des Unternehmens legte Angelo Gaja neben der Expansion in die Toskana und nach Sizilien besonderen Wert auf die Vermarktung seiner Qualitätsweine. Außerdem hob er die Preise auf Grand-Cru-Niveau, da die außergewöhnliche Qualität seiner Weine auch am Preis sichtbar werden sollte, damit sie auch eine Rolle auf dem internationalen Markt spielen können. Heute werden seine Weine als Statussymbol auf einer Stufe mit klingenden Namen wie Château Lafite-Rothschild gehandelt. BESONDERE EHRE Durch seine Inspirationen, seine aus – geprägte Intuition und seine unermüdliche Energie schaffte er es, den italienischen Wein auf ein noch nie dagewesenes Niveau zu heben, und hatte insgesamt großen Einfluss auf die Weinproduktion in ganz Italien. Mit über 80 hat Angelo Gaja das Tagesgeschäft in seiner Firma an seine Kinder Gaia, Rossana und Giovanni Gaja abgegeben, obwohl er selber zugeben muss: „Ich bin noch nicht im Ruhestand.“

Um überhaupt in den Weinkeller vorgelassen zu werden, bedurfte es einiges an Überzeugungsarbeit. Ohne Voranmeldung und Zusage des Unternehmens Gaja bleiben die Tore fest verschlossen – nur ausgewählte Gäste werden aufgenommen. Der Eintritt, den man für den Besuch zahlt, geht wiederum zur Gänze an bedürftige Familien im Umland. Nach gut vorbereiteten Anfragen und Abstimmungen mit Stefano Canello, Angelos Neffen, wurde uns diese besondere Ehre schließlich zuteil.

FAMILIENPHILOSOPHIE

Dabei lernten wir auch Gaia, die älteste Tochter von Angelo, kennen: eine Begegnung, die bleibend in Erinnerung geblieben ist. Die attraktive und sehr charismatische Dame empfing und erläuterte uns mit spürbarer Leidenschaft und Ehrgeiz ihre Philosophie. Stolz sei sie vor allem auf den kompromisslosen Weg, den sie seit Kindheitstagen gelernt hat, um nur die besten Weine für die großen Restaurants der Welt liefern zu können. „Es gibt wenige Jahre, in denen die Qualität der Trauben nicht den Vorstellungen meines Vaters oder auch meines Urgroßvaters entsprach. Und wenn doch, wurde keine einzige Flasche produziert, sondern alle Trauben verkauft!“ Den Grundstein für die Qualitätsphilosophie des Hauses setzten in der zweiten Generation Angelo Gaja (der Großvater des heutigen Eigentümers) und seine legendäre Frau Clotilde Rey. Firmenpolitik war bereits damals, eine möglichst hohe Qualität und ein hohes Preisniveau zu erreichen, um die gewünschte Kundschaft an das Haus zu binden und das Prestige der Weine zu festigen. Im Jahr 1937 setzte das Unter – nehmen zum ersten Mal den Namen „Gaja“ in großen roten Buchstaben auf die Etiketten der Weinflaschen und eröffnete so den Siegeszug der Marke. Die Weinlagen, mit denen Gaja international bekannt wurde – Costa Russi, Sori Tildin, Sori San Lorenzo –, gelangten dank Ange – los Vater Giovanni in den Besitz der Familie. Mittlerweile hat sich aus dem kleinen Zwei-Hektar-Weingut des Urgroßvaters ein Betrieb entwickelt, der allein im Piemont mehr als 100 Hektar Rebfläche und im Brunello-Gebiet, in Bolgheri neben Sassicaia und Ornellaia und neuerdings auch am sizilianischen Ätna weitere Weinberge bewirtschaftet. Angelo Gaja investierte seine Kraft in die Qualität seiner Barbarescos. Zwar hat er den Barbaresco nicht erfunden, doch es ist sein Verdienst, dass er heute auf der ganzen Welt als hochklassiger Wein gilt.

  • Angelo Gaja vertraut auf seinem Weingut auf den Zusammenhalt der Familie.

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GOLF REVUE Ausgabe 3/2020

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